The Kangaroo Sanctuary, NT © Tourism Australia
Interview mit dem Känguru-Retter
Roter Sand, majestätische Berge und gleißende Sonne. Hier, mitten in Australiens Outback, liegt die Wüstenstadt Alice Springs. Ganz in der Nähe lebt Chris „Brolga“ Barns. Seine Leidenschaft: Kängurus.
Von Esther Acason und Sophia Watson
Seit mehr als zehn Jahren hat Chris „Brolga“ Barns bereits einen außergewöhnlichen Job. In seinem Tierschutzgebiet The Kangaroo Sanctuary kümmert er sich um Babykängurus, die ihre Mütter verloren haben, und päppelt sie liebevoll auf, bevor er sie wieder in die Freiheit entlässt.
In diesem Interview erfahren Sie, was Chris zur Gründung des Schutzgebiets motivierte, wie viele Kängurus er derzeit pflegt und was sein Lieblingsort im Outback ist.
Wie sind Sie aufgewachsen? Waren Sie schon immer sehr tierlieb?
Als kleines Kind habe ich mit großer Begeisterung Vögel in der Natur beobachtet. Meine Eltern haben meine Liebe zur Natur immer unterstützt. Als Kind habe ich zum ersten Mal ein Känguru in der Fernsehsehserie „Skippy, das Buschkänguru“ gesehen und mich sofort in Kängurus verliebt. Mit 17 Jahren begann ich als Zoowärter zu arbeiten und mich um verwaiste Kängurus zu kümmern. Da habe ich meine Leidenschaft entdeckt.
Weitere Informationen über Chris
Chris „Brolga“ Barns arbeitete in Broome, im Norden Westaustraliens, als Zoowärter, bevor er Reiseführer wurde. Im Jahr 2005 entdeckte er ein verletztes Känguru auf der Straße zwischen Uluru und Alice Springs. Er konnte das Babykänguru retten, aber für die Mutter kam jede Hilfe zu spät. Chris sagt, dass dieser Tag ihn für immer verändert hat.
Er sparte Geld, kündigte seinen Job und gründete im Jahr 2009 The Kangaroo Sanctuary in der Nähe von Alice Springs, mitten in Australiens Red Centre. Hier siedelt er verwaiste Kängurus wieder an und bereitet sie darauf vor, eines Tages in die Wildnis zurückzukehren. Dabei schränkt er den Kontakt zu Menschen ein, um die Auswilderung zu erleichtern. Tiere, die besonders schwer verletzt sind oder in freier Wildbahn nicht überleben könnten, bleiben bei Chris im Schutzgebiet.
Mein Job ist für mich keine „Arbeit“. Ich kümmere mich gern um Kängurus. Aber sie müssen jeden Tag und rund um die Uhr betreut werden. Wenn sie schlafen, dann schlafe ich auch, und wir machen natürlich auch gemeinsam Pausen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Im Kangaroo Sanctuary kümmere ich mich um 15 verwaiste Babykängurus. Das heißt, ich füttere sie regelmäßig mit Milch, säubere sie, kuschle mit ihnen, spiele mit ihnen und vieles mehr. Aber ich kümmere mich auch um die 60 erwachsenen Tiere, die hier bei uns leben. Nur einige von ihnen wurden im Schutzgebiet geboren, die meisten wurden gerettet. Unterstützung erhalte ich von meiner Frau und zwei Freiwilligen, die in Teilzeit aushelfen. Wir sind ein gut eingespieltes Team.
Ich stehe am frühen Morgen auf. Dann bereite ich 15 Flaschen Milch für die Babykängurus vor. Nachdem alle gefüttert und versorgt wurden, gehe ich durch unser herrliches Naturschutzgebiet und beobachte unsere geretteten Kängurus. Es ist fantastisch, sie so gesund und glücklich in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Es sind einfach unglaubliche Tiere.
Sie sind der Grund, warum ich jeden Tag so früh aufstehe. Genau wie kleine Kinder brauchen sie ihre Mutter oder ihren Vater. Sie brauchen jemanden, der für sie da ist. Für die jungen Kängurus bin ich wie eine Mutter.
Wie fühlen Sie sich, wenn die Tiere wieder in die freie Wildbahn entlassen werden?
Es fühlt sich wirklich gut an, weil es bedeutet, dass wir unser Ziel erreicht haben. Aber natürlich vermisse ich sie auch.
Haben Kängurus einzigartige Charaktereigenschaften?
Viele der Kängurus, die bei uns leben, haben unterschiedliche Charaktere. Viele von ihnen sind freundlich, aber ihre Instinkte sorgen dafür, dass sie auch wild sind. Manche sind dickköpfig, manche sind lustig und manche sind sehr eigentümlich. Andere sind auch sehr anhänglich und wollen nur kuscheln
Wie sollten sich Touristen verhalten, wenn sie auf ihrer Reise Kängurus begegnen?
Am besten ist es, sie stets aus der Ferne zu betrachten. Schließlich handelt es sich um wilde Tiere, die respektiert werden müssen.
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Was ist das Interessanteste, das die meisten Menschen vermutlich nicht über diese Beuteltiere wissen?
Kängurus können ihre Hinterbeine an Land nicht unabhängig voneinander bewegen, nur zusammen. Aber wenn sie schwimmen (sie sind gute Schwimmer), bewegen sie jedes Bein einzeln.
Außerdem wissen nur wenige Menschen, dass Kängurus in Gruppen von etwa zehn Tieren – Männchen und Weibchen – leben. Es gibt einen Anführer, bei dem es sich normalerweise um das älteste und größte Männchen handelt. Er ist der einzige, der sich mit den Weibchen der Gruppe paart.
Es gibt nichts Schöneres als das Outback: Roter Sand und rote Berge, blauer Himmel, goldenes Gras und die außergewöhnliche Tierwelt, die einheimischen Wildtiere – vor allem unsere Roten Riesenkängurus.
Was sollten sich Reisende bei ihrem Besuch in Alice Springs unbedingt anschauen?
Natürlich das Kangaroo Sanctuary. Sie sollten nicht abreisen, ohne es gesehen zu haben. Ein weiteres Muss ist die Sternenbeobachtung. Dies ist der beste Ort der Welt, um die Milchstraße zu sehen. Außerdem sollten sich die wunderschönen West MacDonnell Ranges, vor allem die Schluchten Ormiston Gorge und Standley Chasm, und den Wanderweg Larapinta Trail auf keinen Fall entgehen lassen.
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Buchen Ihres Besuchs
The Kangaroo Sanctuary kann nur im Rahmen einer im Voraus gebuchten Führung besucht werden, die dienstags bis freitags bei Sonnenuntergang stattfindet. Es wird empfohlen, die Buchung weit im Voraus vorzunehmen.
Die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug ist aus Naturschutzgründen nicht möglich. Es werden Bustransfers angeboten. Wählen Sie bei der Buchung einfach den Abholort aus, der Ihrer Unterkunft am nächsten liegt.