
Lernen Sie die Reiseführer kennen
Drei Aborigine-Reiseführer aus drei verschiedenen Teilen des Kontinents präsentieren voller Stolz ihr Land.
Wenn Sie nach Australien reisen, sind es oft die Menschen, die Sie kennenlernen, die Ihnen in Erinnerung bleiben. Aborigine-Reiseführer bilden da keine Ausnahme. Durch ihre Geschichten und Lebensweise ermöglichen Sie einzigartige Einblicke in die Kultur, das Land und die Geschichte Australiens. Treffen Sie nur einige der namhaften australischen Aborigine-Reiseführer, um zu erkennen, was sie so besonders macht.
Juan Walker, Walkabout Cultural Adventures

Juan Walker, Walkabout Cultural Adventures, Daintree, Queensland © Tourism Australia
Juan Walker ist ein Mann der Kuku Yalanji aus dem zum Welterbe gehörenden Gebiet Mossman/Daintree im hohen Norden von Queensland und der Gründer von Walkabout Cultural Adventures. Seit neunzehn Jahren arbeitet er als Reiseleiter und lässt seine Gäste in die Traditionen der Kuku Yalanji eintauchen. Er zeigt ihnen großartige Kunstwerke, Badestellen, Buschfrüchte, Medizin, wie man Mangrovenkrabben fängt und einen Speer benutzt. Die Gäste können ihren Fang dann probieren, der über dem Feuer gekocht wird (wenn die Zeit es zulässt). Alternativ nehmen sie ihn mit zurück in ihre Unterkunft, um sich dort selbst zu bekochen.
Was bedeutet Spiritualität für Sie?
Alles hat einen Geist, so wie auch wir selbst. Dadurch sind wir alle verbunden. Sobald man diese Verbindung erkennt, kann man das Leben intensiver genießen.
Haben Sie ein persönliches Motto?
Ein Ältester, Willie Gordon, hat mir etwas sehr Erhellendes beigebracht. In der Vorzeit bauten Menschen ihr Leben auf den sogenannten zwei „S“ auf: „Spirit“ und „Survival“ (Geist und Überleben) Das Überleben ist einfach, wenn die Verbindung zum Geist gut ist. Heute leben wir nach drei „S“. Das dritte ist der Dollar ($). Wenn wir uns zu sehr auf das dritte S konzentrieren, geht es unserem Geist schlecht. Wir werden krank, wenn wir uns auf die falschen Dinge konzentrieren, nicht auf die Familie. Wir brauchen den Dollar, um zu überleben, aber es geht um das Gleichgewicht.
Was teilen Sie mit Reisenden auf Ihren Touren?
Sie sollten Erfahrungen machen. Vom Geschichtenerzählen über die Jagd und das Speerfischen bis hin zum Schwimmen in den Bächen. Unsere Geschichte besteht aus Erfahrungen. Es ist wichtig, die Geschichten der Vergangenheit weiterzugeben. So erkennen wir, was die Menschen durchmachen mussten, um diese schönen Möglichkeiten zu schaffen, die wir heute haben.
Was machen Sie am liebsten, Juan?
Auf dem Land sein. Mein Lieblingsplatz ist auf dem Wasser: Bei einem Schnorchelausflug mit meinen Kindern zu den Inseln.
Was bedeutet die Natur für Sie?
Familie. Wie ein Ältester einmal sagte, sehen die meisten Menschen, wenn sie in den Regenwald kommen, eine undurchdringliche grüne Wand. Aber für die Kuku Yalanji ist es eine Hausapotheke, ein Werkzeugkasten, ein Baumarkt, ein Supermarkt und eine Kirche, es ist alles in einem.
Welche Werte sind Ihnen wichtig?
Respekt. Sie müssen die Natur, das Land, das Wissen und die Menschen respektieren, aber vor allem sich selbst.
Lieblings-Buschessen?
Für einen leichten Snack bevorzuge ich Mangrovenkrabben und Muscheln.
Wie würden Sie die Aborigines beschreiben?
Anpassungsfähig. Wir mussten uns an verschiedene Umgebungen anpassen. Kreativ. Wenn sich Dinge ändern, müssen Ressourcen kreativ genutzt werden. Großzügig. Das war (und ist) ein Lebensstil. Wenn Sie also zu viel Essen gefangen haben, würden Sie es immer teilen. Großzügig zu sein ist eine gute Sache, nicht nur in Bezug auf materielle Dinge, sondern auch auf Wissen. Je mehr Menschen am Wissen teilhaben, desto besser für die ganze Gesellschaft. Optimistisch. Obwohl wir in Schwierigkeiten waren, haben wir es geschafft. Wir haben eine großartige Zukunft vor uns. Es geht darum, die nächsten Schritte zu unternehmen, um als ein Land zusammenzukommen.
Bart Pigram, Narlijia Experiences Broome

Bart Pigram, Narlijia Experiences, Broome, Westaustralien © Archie Sartracom, Tourism Australia
Bart Pigram ist ein Mann der Yawuru aus dem Nordwesten der Kimberley Region. Geboren in die große Pigram-Puertollano Familie und aufgewachsen in Broome, ist Bart Teil einer langen Tradition von Perlenarbeitern und Musikern. Bart gründete Narlijia Experiences Broome im Jahr 2015. Mit ihm erkunden Sie 130 Millionen Jahre alte Dinosaurier-Fußabdrücke, alte Muschelhaufen und die „Staircase to the Moon“ („Treppe zum Mond" ) (Ja, es gibt sie wirklich!). Sie erfahren auch mehr über die Perlengeschichte von Broome und genießen großartige Live-Musik auf einer Bootsfahrt an der Küste entlang.
Wie heißt Narlijia ausländische Besucher in Broome willkommen?
Narlijia bedeutet in Yawuru, unserer Sprache: „Wahr für Dich“. Ich möchte die Menschen immer mit einer authentischen, ehrlichen Erfahrung willkommen heißen. Ich möchte alle Geheimnisse und die Geschichte von Broome zugänglich machen. Die multikulturelle Gesellschaft, die Kulturen, die Geschichten, die Orte.
Gibt es eine Willkommenszeremonie für Besucher?
Ich bin ein junger Kerl. Rauchzeremonien werden von angesehenen Ältesten durchgeführt, denen dies erlaubt ist, nicht von mir. Während meiner Touren spreche ich meine Sprache. Wir wollen, dass die Menschen verstehen, wohin wir gehen können, was wir tun können, was wir sehen können und was nicht. Das sorgt für Sicherheit.
Warum ist es Ihnen wichtig, Ihr indigenes Erbe zu teilen?
Die Geschichte meiner Familie reicht viele Generationen zurück. Unsere Vorfahren von der Aborigine-Seite sind seit Jahrtausenden hier. Leider wurde der Kultur der Aborigines in der Geschichte Australiens nicht die richtige Aufmerksamkeit zuteil. So war es schwer für sie, ihre Vielfalt und ihren Wert zu zeigen. Wir haben eine ziemlich starke Kultur in Broome. Ich möchte den Besuchern eine Plattform bieten, das zu erleben, es zu sehen, zu hören und zu schmecken.
Was ist Ihr Lieblingsplatz in Broome, Bart?
Einer meiner Lieblingsplätze zum Angeln, zu dem ich als Kind mit hingenommen wurde ist James Price Point und liegt im Land Jabirr Jabirr. Mein Vater wuchs in der Gegend auf und meine Großmutter fischte dort immer. Es ist ein Ort, an dem man das Jagen und Sammeln lernen kann.
Welchen Teil Ihrer Kultur wollen Sie mit der Welt teilen?
Die Verbindung innerhalb unserer Gemeinschaft. Es gibt in unserer Sprache ein Sprichwort, dass das ganze Land, die Jahreszeiten sowie die Zeit umfasst und unsere Gemeinschaft verbindet. Das sind die drei „Cs“, die für mich die größte Bedeutung haben: Community, Culture und Country (Gemeinschaft, Kultur und Land). Sie sorgen dafür, dass ich bodenständig und respektvoll bleibe. Ich gebe mir stets Mühe, diesen drei Dingen in meinem Leben eine Bedeutung zu geben.
Das beste Buschessen?
Meine Familie besteht aus Philippinern und Aborigines, und es gibt großartige Köche bei uns. Es ist also ursprüngliches australisches Essen – Buschtruthahn, Waran, Lachs aus der Bucht, Austern – zubereitet nach asiatischen Rezepten.
Beschreiben Sie Ihre Verbindung zum Land.
In den meisten Fällen sind Aborigines stark mit dem Land verbunden. Wir werden traurig, wenn wir sehen, wie unser Land kompromittiert, zerstört, zugebaut und mit Minen übersät wird. Das Land ist nicht nur schön, es hat auch eine wichtige spirituelle Bedeutung.
Was bedeutet die Traumzeit für Sie?
Die Verbindung mit dem Land stammt aus der Traumzeit. Tiere, Wolken, Mangrovenbäume oder Früchte, das alles kommt aus der Traumzeit. Es ist das Träumen, das uns geistig mit diesen Dingen verbunden hält. Wir nennen die Traumzeit oder Träume Bugarrigarra. Das ist die Zeit, bevor die Zeit begann. Das Konzept der Schöpfung ist eingebettet in die Natur. Die Wesen, die unsere Vorfahren waren, reisten durch unsere Landschaft und gaben uns unsere Kultur und unsere Sprache.
Buffy Warlapinni, SeaLink – Tiwi by Design

Buffy Warlapinni, SeaLink – Tiwi by Design, Tiwi Islands, Northern Territory © Tourism Australia
Buffy Warlapinni ist Reiseführerin für SeaLink – Tiwi by Design von den Tiwi Islands (Bathurst Island). Buffy identifiziert sich als Transgender und ist Mitglied von Sistagirl, einer Gruppe von Aborigine-Transgender-Frauen, die sich für die LGBTQ-Rechte in der Aborigine-Gemeinschaft und darüber hinaus einsetzen. Bei einem Rundgang durch das faszinierende historische Missionsgebiet erklärt sie die Tiwi-Kultur und Spiritualität auf wunderbare Art und Weise. Sie führt die Gäste zu atemberaubend bunten handgedruckten Stoffen, Tiwi-Schnitzereien und ‑Kunstwerken von Tiwi Design.
Buffy, wie ist es, auf den Tiwi Islands zu leben?
Oh, dieser Ort ist wunderschön. Ich würde nirgendwo anders leben wollen. Die Art, wie wir singen und tanzen, macht es wirklich einzigartig. Wir alle hier lieben Menschen. Dieser Ort ist ein Zuhause.
Wie werden Menschen auf der Insel begrüßt?
Wenn wir Gäste haben, wollen wir dafür sorgen, dass sie sich willkommen fühlen. Wenn Sie also kommen, wollen wir nicht, dass jemand einen, wie wir es sagen, „bösen Geist“ mitbringt. Zuerst veranstalten wir immer eine Rauchzeremonie, um unsere Gäste zu begrüßen. Nur um alles zu reinigen: Traurigkeit, Sorgen, Alltag. Wir lassen diese Gedanken verschwinden und begrüßen sie, zeigen ihnen Tanz, Gesang und Kunst unserer Kultur.
Was überrascht die Besucher der Tiwi Islands?
Heute sind die meisten unserer Familien Christen. Wir singen und preisen Gott in unserer Sprache Tiwi und auf Englisch. In der Vergangenheit wurden viele Teile unserer Kultur von der christlichen Welt als falsch angesehen. Aber spirituell gibt es meiner Meinung nach viele Ähnlichkeiten. Unser Glauben geht tiefer und tiefer. Und darunter gibt es noch eine weitere Schicht.
Was ist Ihr Lieblingsplatz auf der Insel?
Puh, es muss dort sein, wo wir Ocker sammeln, also Cape Fourcroy. Wir nennen es Jikilaruwu. Wir nehmen immer Grandpa Mario mit, er ist einer unserer Schnitzer. Es gibt einen Sandstrand. Das Ufer ist von einigen Klippen umgeben. Einmal wurden wir von einem Krokodil beim Ocker sammeln beobachtet.
Das beste Buschessen?
Ich liebe die Mangrove. Ich würde sagen Regenwürmer, Krabbenschalen und Schlammmuscheln. Und auch Wallaby. Wir haben hier auch viele Schnapper. Der Beste ist Arlamunga – Barramundi.
Sie bereiten sie über dem offenen Feuer zu?
Ja, wir kochen alles vom Fisch in Muschelschalen. Frisch aus dem Meer über das Feuer und dann in den Magen!
Was bedeutet es für Sie, auf dem Land zu sein?
Es ist etwas Spirituelles. Auf beiden Inseln, Bathurst und Melville, gibt es insgesamt acht Länder. Jeder weiß, wo der andere hingehört. Wenn Sie ein anderes Land betreten, müssen Sie erst die Erlaubnis dazu einholen. Im Busch sprechen die Geister mit uns und kümmern sich um uns. Wenn wir das Richtige tun, wird nichts Schlechtes passieren. Aber wenn Sie so etwas tun, wie zu viel zu fischen, werden Sie verfolgt oder ähnliches.
Haben Sie irgendwelche spirituellen Verpflichtungen in Ihrer Gemeinde?
Das Wichtigste ist, unsere Sprache, unsere Kultur und alles was dazu gehört intakt zu halten. Wir müssen ein Gleichgewicht herstellen. Wir verwenden Technologie, um die Älteren visuell und verbal aufzuzeichnen. Diese Informationen wollen wir hundert Jahre lang aufbewahren.
Was ist Ihre Botschaft an alle internationalen Gäste, die nach Australien kommen?
Kommen Sie auf die Tiwi Islands. Wir heißen Sie herzlich willkommen, und sorgen dafür, dass Sie hier eine fantastische Zeit haben!